Der Sieg von Gustavo Petro und Francia Márquez ist nicht auf eine strukturelle Veränderung unseres Bewusstseins zurückzuführen, sondern auf eine allgemeine Abneigung gegen die traditionelle politische Klasse, die jahrzehntelang parasitär gelebt und die Mehrheit der Bevölkerung verarmt hat. Der soziale Ausbruch war ein Zeichen dafür, dass die Menschen es satt hatten, Politiker in Luxus und Extravaganz zu sehen, während der Rest litt. Aus dieser Unzufriedenheit heraus haben die Menschen gewählt, in der Hoffnung, dass die neue Regierung das Land beleben und Veränderungen herbeiführen würde, die die Lebensqualität der Menschen verbessern. Doch Kolumbien bleibt ein machistisches, rassistisches und gewalttätiges Land. Vor diesem Hintergrund muss die Regierung von Gustavo Petro manövrieren. Diese Präsidentschaft ist eine Bewährungsprobe, bei der die Kolumbianerinnen und Kolumbianer keinen Fehler verzeihen werden, denn sie bewerten eine Politik, die sie ihr Leben lang abgelehnt haben. Beim kleinsten Fehltritt werden die Menschen zu dem vertrauten Ort zurückkehren, an dem ihre gotischen Gefühle repräsentiert werden, egal wie korrupt oder vulgär die traditionellen Politiker auch sein mögen. Viele haben dies bereits bei den Regionalwahlen vom 29. Oktober getan, bei denen einige Figuren der alten Politik an die Macht zurückgekehrt sind.
Ich will nicht sagen, dass die letzten Wahlen ein Plebiszit gegen Petro waren, wie manche behaupten, aber die Alternativen sollten sie als Warnsignal verstehen. In Städten wie Cali, Medellín, Cúcuta und Cartagena gingen die gewonnenen Bürgermeisterposten an die Alternativen verloren. Die schlechten Leistungen dieser Verwaltungen und die zahlreichen Skandale haben ihren Tribut gefordert. Was am 29. geschah, spiegelt wider, was 2026 geschehen könnte. Mehr als ein Jahr nach der Regierungsübernahme ist es an der Zeit, das, was gut funktioniert, zu stärken und das, was nicht funktioniert, zu überdenken. Es gilt, die Transformation zu beschleunigen, den Staat zu hacken und schnell zu verstehen, wie der bürokratische Dschungel funktioniert, um ihn bald zu entwirren. Es gilt, die interne Demokratie der Bewegungen und Parteien zu stärken, der politischen Bildung Priorität einzuräumen, die territorialen Räume zu organisieren, die Hindernisse für die Beteiligung von Frauen abzubauen und die Strategie zu überarbeiten. Das Haus muss organisiert, in die Zukunft projiziert und umgesetzt werden. Es ist noch Zeit und nicht alles ist die Katastrophe, die manche prophezeien.