Von Cartagena nach Capurgana über Necocli

[AnjaMaria]

Hallo zusammen,
da ich zum ersten Mal nach Kolumbien reise und kaum spanisch spreche, habe ich sicher einige Fragen an euch ...
Den Anfang mache ich mit der Frage, nach den Bus-Verbindungen zwischen Cartagena und Necocli. Ich finde keinen durchgehenden Bus, nur Möglichkeiten mit drei Umsteige-Stopps.
Weiß jemand, ob es auch eine Direkt-Variante gibt?
Vielen Dank und Grüße
Anja

[Benjamin]

Die Entfernung von Cartagena nach Necoclí beträgt etwa 380 Kilometer und die Fahrt im Bus dauert durchschnittlich etwa 7 bis 9 Stunden, je nach Verkehr und Wetterbedingungen. Es gibt mehrere Busunternehmen, die diese Strecke bedienen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, nach Necoclí zu reisen, da sich dort viele Migranten aufhalten. Von Cartagena aus fährst du nach Montería und dann weiter nach Necoclí. Von dort oder Turbo kannst du mit einem Boot nach Capurganá gelangen.

[AnjaMaria]

Vielen Dank für die schnelle Info.
Sprichst du von Busunternehmen, die die Strecke nonstop fahren? Ohne Umsteigen?
Wir wollten lediglich in Necocli übernachten und am nächsten Morgen mit dem Schiff nach Capurgana fahren. Warum genau könnte das keine gute Idee sein?

[Tenere-wue]

Necocli ist Zona roja, ich selber wollte mit dem Motorrad hin. Alle aus meinem Motorradclub sagten, das wir Gringos da nichts verloren haben. Viele Flüchtlinge, welche da ums überleben kämpfen.

[Glboetrotter]

Ich war im November 2024 selber in Necocli und fand die Kleinstadt interessant und sicher, auch der Strand und die kleine Touristenzone mit den schön dekorierten Strassen und Restaurants.

Man sah in Necocli ein paar Dutzend Zelte von Wirtschaftsflüchtlingen (mit den Pakistani habe ich selbst gesprochen; dann scheinbar auch Inder, Afghanen, Haiti, China und einige Afrikaner), die optisch als Ausländer auffallen.

Vor einem Jahr waren es viel mehr Flüchtlinge (man sprach von 500 bis 1'000 Personen täglich), bevor Panama auf Drängen der USA einen Zaun auf der lebensgefährlichen Route (4 bis 6 Tage zu Fuss durch den Dschungel) im Darien Gap bauten. Es gibt Videos dazu.
Deshalb kamen 80 % weniger Leute, welche diese Route wählten; die Route führt rund 2 km weiter entfernt durch, wo kein Stacheldraht ist.
In Necocli findet man einige Geschäfte die alles Nötige für diesen gefährlichen Fussmarsch durch den Urwald anbieten; die komplette Ausrüstung.
Ich nehme an, dass jetzt nur noch wenige Personen diese Route wählen, weil ein neuer Sheriff im Weissen Haus sitzt und die Grenze mit Mexiko wieder kontrollieren lässt.

Der Bus kommt von Monteria über Arboletes nach Necocli (Fahrtdauer um 4 Stunden, weil die ersten 20 km ab Arboletes eine löcherige Strasse ist und somit der Bus langsam fährt; jedoch was für eine herrliche Aussicht in Fahrtrichtung rechts), wo das Boot einmal täglich morgens für rund 300'000 Pesos nach Capurgana fährt.

Der Bus von Cartagena könnte wahrscheinlich über die Stadt Sincelejo und dann nach Monteria gehen. In Monteria selbst ist nicht viel los, und es ist klimatisch sehr heiss.

[AnjaMaria]

Vielen Dank für die aufschlussreichen Erläuterungen. Ich bin jetzt zwar verunsichert, aber es erleichtert auch die Entscheidungsfindung

[ingock]

Wir waren vor ein paar Wochen Ende Dezember in Necocli und sind dann mit dem Boot nach Capurgana gefahren.
Vorher mit dem Bus 9 Std. von Medellin angekommen. Eine Übernachtung haben wir gebucht und dann weiter. Länger wollten wir dort nicht bleiben.
Der Weg von der Bus End-Haltestelle zum Hotel war nicht so weit, aber den mussten wir auch erst einmal finden, da es schon dunkel war. Dies war am Anfang unangenehm, aber dann wurden wir zwischendurch immer wieder freundlich angesprochen, kann auch damit zusammen hängen dass ich mit blonden Haaren und einem weissen Drei-Tage Bart dort natürlich ein Exot war. Aber es hat geholfen, wir haben es schnell und sicher gefunden.
Nach dem Check-In haben wir ein Restaurant gesucht, leider zu sehr am Strand orientiert, was sich auf Preis und Qualität scheinbar auswirkt.
Später sind wir noch ein bisschen durch den Ort gelaufen und haben viel bessere und schönere Plätze gesehen. Aber letztendlich alles doch überschaubar.
Auf dem Spaziergang zurück vom Zentrum zum Hotel hatte sich der Bereich in Strandnähe merklich verändert. Es standen plötzlich viele kleine Zelte, "Lagerfeuer" brannten am Strand, wir wurden vermehrt auf Geld angesprochen. Scheinbar wurden die tagsüber unsichtbaren plötzlich präsent.

Necocli habe ich nicht wirklich als angenehm wahr genommen. Wir hatten überlegt, dort ein, zwei Tage länger zu bleiben, evtl. auf dem Rückweg. Aber richtig viel gibt es m.E. dort nicht - ausser dem Transport nach Capurgana.

Auf Spiegel online gibt es einen interessanten Bericht über die Situation dort und den Darien Gap.
Der Artikel ist leider hinter der PayWall, aber lesenswert - das hat sich für uns durch Gespräche später mit Bootführern und anderen ein bisschen bestätigt.

https://www.spiegel.de/ausland/migration-wie-kolumbiens-maechtigstes-kartell-den-darien-gap-kontrolliert-a-bb79d9a7-1249-4d1d-ac3a-485439efcf5e

Gruss, Ingo

[AnjaMaria]

Hallo Ingo,
vielen Dank für die Infos. Wir haben uns mittlerweile Richtung Palomino orientiert, da wir nur zwei Wochen unterwegs sein werden und deshalb wenig Spielraum für spontane Entscheidungen haben.
Gruß Anja