Schutzgelderpressung: Zwei Kaufleute in einem Einkaufszentrum von Sincelejo erschossen

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Eisbaer
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Schutzgelderpressung: Zwei Kaufleute in einem Einkaufszentrum von Sincelejo erschossen

Beitrag von Eisbaer »

Vor kurzem erklärte die Nationalpolizei Sincelejo zur sichersten Stadt Kolumbiens, basierend auf den positiven Statistiken im Kampf gegen verschiedene Formen der Kriminalität.

Gestern früh schrieb Bürgermeister Yahir Acuña: „Wir können mit Stolz sagen, dass die Tatsache, dass wir die sicherste Stadt Kolumbiens sind, nicht bedeutet, dass nichts passiert. Es bedeutet, dass wir der Ort im Land sind, wo am wenigsten Dinge passieren und dass wir, wenn etwas passiert, der Ort im Land sind, wo die Fakten am schnellsten aufgeklärt werden.“

Dennoch kam es gestern gegen 18 Uhr zu einem tragischen Vorfall: Zwei Männer betraten das Einkaufszentrum „Gran Centro El Parque“ und erschossen gezielt zwei Kaufleute in ihren Geschäften und konnten unerkannt entkommen. Die Morde stehen offenbar im Zusammenhang mit Erpressungszahlungen, die von illegalen Gruppierungen in der Stadt gefordert werden. Inoffiziellen Berichten zufolge hatte kurz zuvor ein Treffen von Ladenbesitzern stattgefunden, die mutmaßlich Opfer solcher Erpressungen geworden waren.

Das Einkaufszentrum „Gran Centro El Parque“ liegt in der Calle 20 von Sincelejo, gegenüber dem Parque Santander und der Kathedrale San Francisco de Asís, mitten im Herzen der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt fand dort eine Sonderveranstaltung der Nationalpolizei und der Marine statt, die vom Bürgermeisteramt organisiert wurde.

Die Behörden setzten ihre Ermittlungen in der Nacht, in den frühen Morgenstunden fort, um die Verantwortlichen für die Morde ausfindig zu machen. Es wurde eine Belohnung von 50.000.000 COP ausgesetzt, die zwischenzeitlich auf 100.000.000 COP erhöht wurde.
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Eisbaer
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Die Sicherheit in Sincelejo: Zwischen Statistik und Alltagserfahrung

Beitrag von Eisbaer »

Die Sicherheitslage in Sincelejo ist ein viel diskutiertes Thema, das sowohl von offiziellen Berichten als auch von den alltäglichen Erfahrungen der Bürger geprägt wird. Während Bürgermeister Yahir Acuña die Stadt als eine der sichersten Kolumbiens bezeichnet, gibt es zahlreiche Vorfälle, die diese Aussage in Frage stellen.

Laut offiziellen Berichten hat Sincelejo im Jahr 2024 erhebliche Fortschritte gemacht und wurde aus der Liste der 50 gefährlichsten Städte der Welt entfernt. Die Mordrate sank um 63 %, was als bedeutender Erfolg gewertet wird. Um die Sicherheit weiter zu verbessern, wurden zusätzliche Überwachungskameras installiert und die Polizeipräsenz in zentralen Bereichen verstärkt.

Trotz dieser Fortschritte bleibt die Kriminalität eine Herausforderung. Allein im Januar 2025 wurden sieben Morde registriert, darunter ein Doppelmord im Viertel Las Américas. Solche Ereignisse werfen Zweifel an der Wirksamkeit der Sicherheitsmaßnahmen auf und lassen viele Bürger skeptisch zurück. Insbesondere in den Randgebieten der Stadt berichten Einwohner von Schutzgelderpressungen und einer unzureichenden Polizeipräsenz.

Fazit: Die Diskrepanz zwischen offiziellen Statistiken und der erlebten Realität verdeutlicht die Komplexität der Sicherheitslage in Sincelejo. Trotz nachweislicher Fortschritte bleibt noch viel zu tun, um das Vertrauen der Bevölkerung nachhaltig zu stärken und ein echtes Gefühl der Sicherheit zu schaffen.
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coentros
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Die Sicherheit in Sincelejo: Zwischen Statistik und Alltagserfahrung

Beitrag von coentros »

Mit vielen Statistiken habe ich auch Mühe. Nun auch schon eine deutsche Stadt unter den gefährlichsten 50 der Welt ?
https://www.fr.de/frankfurt/als-einzige-in-deutschland-frankfurt-in-ranking-der-gefaehrlichsten-staedte-der-welt-93244130.html

Ich muss mir selber eingestehen dass es kaum noch Orte auf der Welt gibt wo ich ein "echtes Gefühl von Sicherheit" bestätigen würde. Vielleicht liegt es einfach am älter werden, vielleicht auch an einer anderen Wahrnehmung/Verarbeitung der Inhalte von Medien. In der Tat sehe ich aber auch in europäischen Städten immer mehr Ecken die sich zum negativen verändert haben.

Ich denke man wird in allen Ländern und grösseren Städten der Welt nur noch Zonen mit höherer Sicherheit anstreben können, eben durch Videoüberwachung, Polizeipräsenz, Security-Personal. Ein sehr besorgniserregenden Merkmal wenn Schutzgeld-Erpressungen und mafiöse Strukturen aufblühen. Dann ist ein Land in Gefahr zum failed state zu werden.

@Eisbaer: Wie schätzt Du persönlich Dein Sicherheitsempfinden in Sincelejo ein, im Vergleich zu 5 oder 10 Jahren früher ?
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Eisbaer
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Die Sicherheit in Sincelejo: Zwischen Statistik und Alltagserfahrung

Beitrag von Eisbaer »

@coentros:

Seit 2004 kenne ich Sincelejo sehr gut. In all den Jahren hat sich mein Sicherheitsempfinden dort nicht verändert. Allerdings gibt es mittlerweile mehr Menschen, auch in meinem näheren Umfeld, die von Schutzgelderpressung betroffen sind. Trotz allem wohne ich in einem frei stehenden Haus ohne Videoüberwachung und Sicherheitspersonal im Barrio
Anekdote
Interessanterweise bin ich Anfang der 90er Jahre in Medellín als Inhaber einer relativ großen Sprachschule Opfer eines Guerillaattentates geworden und nur knapp mit dem Leben davon gekommen. In den gleichen frühen Morgenstunden gab es in der Stadt fast gleichzeitig fünf weitere Attentate, die sich gegen amerikanisches Kapital richteten. Später hieß es dann von Behördenseite, dass der Anschlag gegen meine Sprachschule, in der auch Englisch unterrichtet wurde, eine Verwechslung gewesen sei.
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coentros
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Die Sicherheit in Sincelejo: Zwischen Statistik und Alltagserfahrung

Beitrag von coentros »

Einige barrios haben ja auch diese vigilantes in ihren kleinen Zollhäus'chen. Bei vielen von denen vermute ich sind sie die ersten die die Beine in die Hand nehmen wenn etwas grössere als die Kleinkriminellen auftauchen.

Das persönliche Sicherheitsempfinden am Ende des Tages am wichtigsten. Solange man nachts ruhig schlafen kann ist noch alles in Ordnung. Ich vermute aber dass Du schon alleine aufgrund Deiner enormen Erfahrung perfekt an Deine Umgebung angepasst bist und Risiken damit minimiert sind. Dennoch finde ich das Thema Schutzgelderpressung mit am besorgniserregendsten.
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