Der Ausgangspunkt für diese Reise ist Popayan. Die Hauptstadt der Cauca Provinz. Bekannt für die jährlichen Osterprozessionen, welche in der Karwoche die Stadt mit tausenden von Gläubigen füllen. Dazu verfügt Popayan ein herrliches Zentrum, koloniale, weisse Häuser. Imposant und majestätisch. Bestens erhalten, obwohl alles bei einem verheerenden Erdbeben im Jahre 1983 zerstört wurde. Die Stadt ist ein Leckerbissen für alle, welche sich fuer Kolonialstil Architektur begeistern koennen. Dazu bestens erhaltene Kirchen, wie die Kathedrale an der Parque Caldas oder die Iglesia de Belen auf einer kleinen Anhöhe hinter dem Kolonialzentrum.
Wir beziehen unser Hotel. Dieses befindet sich in eben einem dieser majestätischen Häusern mit spanischen Einflüssen. Die Zimmer sind um 2 Innenhöfe angelegt, dies schützt etwas vor den Lärmemissionen, die vor allem am Tag hoch sind. Die Strassen sind klein und eng, unzählige Händler und Autos zwängen sich in alle Richtungen durch die quadratisch angelegten Strassen. Die Menschen in Popayan haben einen unverkennbaren Indio-Einschlag. Sie sind kleiner und dünkler als in anderen Regionen. In der Umgebung Popayan´s leben nach wie vor einige Indio-Stämme auf ihre traditionelle Weise. So zum Beispiel die Guambianos, diese werden wir morgen besuchen. Wir geniessen einen Capuccino bei Juan-Valdez und erholen uns etwas. Die typische Stimmung einer Kleinstadt, alles dreht sich um die Plaza Principal. Viele Menschen, die etwas erledigen müssen. Alle haben Umschläge dabei, telefonieren hektisch und trinken ihren Kaffee schnell aus. Trotzdem verliert die Stadt nicht den Charme einer Kleinstadt. Das Klima ist am Nachmittag mild, am Abend kühlt es ab.
Popayan war vor allem früher eine äusserst wichtige Stadt. Sie liegt an der Panamericana Strasse, welche den ganzen Kontinent durchzieht. Die Stadt war während der Kolonialzeit der Audiencia von Quito unterstellt. Ein florierendes Handelszentrum. Die spanischen Familien hatten Ihren Reichtum von den Goldminen der Pazifikküste erworben. Heute haben sich auch einige Afro-Kolumbianische Familien hier niedergelassen und führen Fisch/Meeresfrüchte Restaurants. Ein interesannter Mix aus verschiedenen Kulturen geben der Stadt ein lebhaftes Flair.
Der nächste Tag ist ein Dienstag, Zeit also um die Ortschaft Silvia zu besuchen. Diese liegt ca. 1.5 Stunden von Popayan entfernt. Ein kleines, unattraktives Dorf in den Bergen der Anden gelegen. Die Hauptstadt der Guambiano Indianer. Eine kleine Strasse führt in vielen Kurven bis nach Silvia. Der Markt findet jeden Dienstag statt. Dies ist ein authentischer Indio-Markt, der nicht für Touristen gedacht ist. Sprich man findet keine Souvenirs oder so, sondern Produkte, welche für das tägliche Leben bestimmt sind. Die kleinen Indios kommen mit Ihren Chivas und ihren prallvollen Säcken. Gefüllt mit Zwiebeln, Kartoffeln und noch vielem mehr.
Es gibt ca. noch 20000 Guambiano-Indianer. Neben Spanisch sprechen sie ihren typischen Chibcha-Dialekt. Sie leben von der Landwirtschaft, dazu halten sie Tiere. Dies dient der Fleischversorgung. Ihren ursprünglichen Glauben haben sie mit den christlichen Einflüssen vermischt. El Duende zum Beispiel, ein Kobold, der über die Kartoffelfelder wacht. Oder Kusimansig, er feindet alle Betrunkenen an. Auffallend ist der Gemeinschaftsgeist. Die gleiche Kleidung soll soziale Unterschiede weg machen. Ob Strassenarbeit, Arbeit auf dem Feld etc, alles wird zusammen verrichtet.
Alle Guambiano Indianer kleiden sich gleich. Die Männer tragen einen grauen Filzhut, ein oranges Halstuch, Lederstiefel und den königsblauen Rock. Die Frauen tragen weisse Rücke, dazu ein Tuch und einige Ketten.
Es hat einige Touristen hier, doch niemand schenkt denen gross Beachtung. Es geht sehr umtriebig zu und her. Ein reges Handeln herrscht. Wir besichtigen zuerst den Markt mit dem Dorf, danach fahren wir etwas weiter hinauf. Das Klima ist kühl und trist, es passt sich dem hiesigen, einfachen Leben an. Wir sehen einige Höfe der Guambiano Indianer. Sie leben verteilt in dieser Region, Silvia ist der Hauptort, der vor allem am Dienstag lebenswichtig ist. Wir geniessen noch eine herrlich feine, geräucherte Forelle. Danach fahren wir wieder zurück nach Popayan. Eine faszinierende Region, besticht durch die grünen Wiesen, die auch irgendwo in der Schweiz liegen könnten. Die typische andine Stimmung. Doch morgen soll alles schlaggartig ändern, wir fahren nämlich an die Pazifikküste.
Weiter gehts. Wir besteigen den Bus und fahren Richtung Cali. Die Strecke ist schön, eine gute Strasse (die Panamericana). Nach ca. 3 Stunden sind wir am Terminal von Cali. Dort besteigen wir einen Mini-Van der Richtung Buenaventura fährt. Es gibt meines Wissens nur 2 grosse Strassen an die Pazifikküste, die nach Tumaco und die nach Buenaventura. Über den KM 18 (Ausflugsziel von Cali) und über Loboguerrero wird die Strasse stehts dramatischer. Sie führt durch unzählige Schluchten, vorbei an wilden Flüssen. Das Klima wird wärmer und vor allem feuchter. Unzählige LKWs bahnen sich ihren Weg nach Buenaventura. Meines Wissens der grösste Hafen Kolumbiens, verantwortlich für ein Grossteil der Exporte des Landes. Nichts desto trotz ist Buenaventura das hässliche Entchen Kolumbiens. Die höchste Mordrate, hohe Kindersterblichkeit, dreckig und gefährlich. Lateinamerika pur, hier wird nichts beschönigt. Die dort lebene Bevölkerung ist vornehmlich schwarz. Man könnte fast meinen, dies hat ein Zusammenhang mit der Vergabe der Gelder seitens der Regierung. Denn das steht Buenaventura stets an letzter Stelle. Buenaventura ist traurig, obwohl sich das ganze Land im Umschwung befindet, sieht es so aus, als würde alles an der Stadt vorbei gehen. Obwohl die besten Fussballer das Landes von hier kommen, versinkt diese Stadt in ihren Problemen. Drogenbanden, Armut und Kriminalität machen das Leben hier zu keinem Zuckerschlecken.
Wir steigen in Cordoba aus. Oben an der Strasse stehen schon die ersten Männer, die uns Ihre Dienste als Führer anbieten. Alle sind tief schwarz und kräftig gebaut. Wir entscheiden uns für Giovanny. Er ist ca. 2 Meter gross, schlacksig und wohnt in Buenaventura. Er kommt Tag für Tag hierher um sich einige Kröten zu verdienen. Wir laufen hinunter zu den alten Bahngeleisen. welche von Buenaventura nach Cali führen. Es verkehren noch sporadisch Güterzüge. Dort unten geht es hektisch zu, der Umgangston unter den hiesigen Menschen ist rauh, sie schreien sich an, streiten und lachen dann wieder. Viele Kinder, die Familien hier sind selbst für kolumbianische Verhältnisse selten unter 8 Geschwister gross. Einzigartiges Ambiente. Wenn man nicht wüsste, dass man in Kolumbien ist, würde man sich auf einem anderen Kontinent wähnen.
Hier ein YouTube Video zu San Cipriano:
Wir besteigen unser Gefährt. Ein paar Holzbretter auf Rädern. Dazu 2 einfache Bänke, auf denen nehmen wir Platz. Dazu unser Fahrer auf dem Motorrad, welches mit den Rädern auf den Schienen liegt. Es ist der Antrieb. Ein einzigartiges Transportmittel. Die Fahrt dauert ca. 15 Minuten. Bei Gegenverkehr muss das Gefährt mit weniger Passagieren von den Schienen, bei Personen Gleichheit entscheidet die Überzeugungskraft (und das Alter) des Fahrers, das Gesetz des Stärkeren herrscht hier. Einmalig. Nach dem wir 1 Mal von den Schienen gehüpft sind kommen wir über eine Brücke.
Wir sind nun in San Cipriano, dem Dorf im tropischen Küsten-Regenwald. Es herrscht Wild West Ambiente, die Häuser sind Bretterbuden. Eine Strasse führt durch das Dorf, welches eine Ansammlung von einfachen Bretterbuden ist. Wir beziehen unsere Unterkunft. Sie gehören dem Bürgermeister von San Cipriano, spartanische einfache Cabañas, mit einem Bett, Moskitonetz und Ventilator. Der Bürgermeister ist eine fröhliche, stark übergewichtige Person, der den ganzen Tag vor seinem Restaurant sitzt und Karten spielt. Er lacht und kommandiert. Ich trinke immer ein Bierchen oder eine Flasche Rum mit ihm. Er hat 11 Kinder. Ich frage ihn, ob er noch mehr wolle. Klar meint er. Die Fussballmannschaft sei jetzt zwar komplett doch fehlen die Ersatzspieler, meint er laut lachend. Hier herrschen andere Gesetze, die Mentalität ist selbst für Hochlandkolumbianer schwer zu verstehen.
Wir verbringen den Nachmittag an einem herrlichen, kristallklaren Fluss. Ideal um zu baden. Hie und da kommt ein Kanu des Wegens. Das Wasser ist sensationell klar. Danach gibt es eine Wanderung zu einem Wasserfall. Wir werden von einem einheimischen Führer begleitet. Es wäre zu gefährlich, da man sich leicht verlaufen kann. Der Marsch ist anstrengend, es geht rauf und runter. Der Boden ist schlammig, viele Moskitos. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir den herrlichen Wasserfall, darunter ein Natur-Schwimmbad. Ideal für ein erfrischendes Bad. Wir schwimmen unter den Wasserfall und lassen das Wasser auf unsere Köpfe purzeln.
Den Abend verbringen wir mit vielen Bier und einer guten Flasche Rum. Dies soll das schlafen etwas einfacher machen. Der Bürgermeister unterstützt uns dabei. Er ist sogar der Anführer und auch der erste, der die Segel streicht. Herrlicher Abend.
Um 6 Uhr mogens geht hier der Tag los. Die Leute sind laut, wir wachen mit Kopfschmerzen auf. Nach einem einfachen Frühstück laufen wir nochmals zum Fluss hinauf. Ein herrlicher Tag erwartet uns. Die Luftfeuchtigkeit ist hier sehr hoch, es hat praktisch die ganze Nacht geregnet. Die Wolken haben sich nun verzogen, die Sonne sticht hervor. Wir verbringen den ganzen Morgen am Fluss. Um 12 Uhr ist die Hitze bereits brutal und gegen 40 Grad. Ein köstlicher Teller Fisch gibt uns wieder etwas Kraft.
Per „Brujitas“ fahren wir wieder nach Cordoba, wir verlassen dieses skurille, einzigartige Dorf. Ein weiterer Höhepunkt Kolumbiens, der einem aber auch nachdenklich und traurig stimmen kann. Die Armut hier ist drückend. Trotzdem sind die Menschen herzlich, gastfreundlich und bleiben mir in bester Erinnerung.
Wir fahren an den Busterminal von Buenaventura, von dort erreichen wir in ca. 3 Stunden Cali, die Hauptstadt der Salsamusik. Obwohl Cali aus touristischer Hinsicht reichlich wenig zu bieten hat, eine mir überaus sympathische Stadt mit netten, umgänglichen Menschen, schönen Frauen und guter Rumba. Ob Sexta, Granada oder im Süden, die Nacht endet in Juanchito. Dem berühmten Viertel auf der anderen Seite des Rio Cauca. Dem Höhepunkt der kolumbianischen Salsakultur.
Cali Pachanguero tönt es auch den Lautsprechern.