Mittendrin!!! Vorstellung... Reisebericht... Fernbeziehung

Wer möchte nicht geliebt werden? Nichts ist schöner als wenn man liebt und geliebt wird. Doch die Entfernung wie bewältigt Ihr das?
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Cielo
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Mittendrin!!! Vorstellung... Reisebericht... Fernbeziehung

Beitrag von Cielo »

Hallo liebe Colombianos...

oder...

an alle die es sind... werden... sein möchten... Fans... oder einfach nur Urlaub in Kolumbien machen.

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Ich hatte am Anfang so viele Fragen und keinen Plan! Nur durch suchen und sehr viel lesen wurden fast alle meine Fragen hier beantwortet. Waow! Vielen Dank an alle Mitglieder hier die sich so toll beteiligen! Auch der Ton hier ist sehr nett und hilfsbereit.

Heute habe ich die Möglichkeit, euch allen etwas zurückzugeben. Ich hoffe es.

Ich weiss jetzt nicht in welche Rubrik ich mein Posting einstellen soll... Es ist eine Vorstellung eines Mitglieds, ein Reisebericht und es passt auch in die Rubrik Fernbeziehung. Wo fange ich an? Am besten da wo ich gerade bin, mittendrin!

Bogota, 15.12.2011 (ein Tag Zeitverschiebung für mich...)

Wetter um 16:00 Uhr Ortszeit: Es zieht sich richtig schwarz zu... leichter Wind... das Gewitter lässt nicht mehr lange auf sich warten. Ich hoffe es regnet nicht so wie gestern, als wir im Exito waren... waow... und jeder Bus brechend voll. Gut, unser Bus war auch voll, aber dafür gabs zu den rundum beschlagenen Scheiben auch ordentlich Vallenato auf die Ohren. Wir bleiben heute zuhause. Kochen... DVD Abend. Punto! Jajajaja

Mein Name ist Jürgen, ich komme aus Süddeutschland und ich bin seit 2 Tagen mitten in Bogota. Ich wohne in der Calle 22. (Ich weiss, die ist gross) 2 Tage... und doch schon einiges erlebt und gelernt. Aber nur positiv, weil ich den "Deutschen" einfach zuhause gelassen habe! Mit der geordneten, fast nach DIN-Norm-Leben-Mentalität, kann ich hier überhaupt nichts anfangen. Meine früheren Auslandserfahrungen haben mir das gründlich ausgetrieben.

Okay, Kolumbien hat mich schon seit je her fasziniert... und so kam es wohl auch, dass ich eines Tages eine Colombiana "in mein Leben gezogen habe". Oder sie mich? Klar, auch mit Eigeninitiative über Internet... Wie auch immer, dass übliche... E-Mail... MSN... eines Tages Skype und Webcam. Aber ich habe mich lange geziert. Es dauerte fast 2 Monate bis wir uns in Skype gesehen und gesprochen haben. Grund: Meine schmerzhafte Erfahrung mit Maria aus Cali! ;-)

Gut, ich bin ein Mensch der niemals aufgibt und nicht alle Menschen sind gleich. Ich war sehr vorsichtig... fast übervorsichtig. Ich habe meiner Bogotana auch gesagt warum. Sie hat nie aufgegeben... sehr viel geschrieben, aber niemals aufdringlich, viel von sich und ihrer Familie erzählt und eine Menge Fotos geschickt. Ich muss gestehen, ich habe sie echt (subtil) getestet. Na ja, gebranntes Kind eben. Und wenn ich mich mal nicht gemeldet habe, kam nie ein böses Wort oder "warum meldest du dich nicht". Sie hat einfach nur geschrieben, sehr tief und liebevoll. Ach ja, zur Informastion, sie ist 35 Jahre und ich 48. Hat sie auch nicht interessiert. Mit ihrer liebevollen und intelligenten Art hat sie dann doch eines Tages mein Herz erobert... mit ihrer vertrauensvollen Art und Leichtigkeit.

Eine sehr schöne Frau, innen und aussen! Liebevoll... ein großes Herz... eigenständig... intelligent... spricht fliessend Englisch, arbeitet an einer Uni in Bogota. Unverheiratet, keine Kinder, wünscht sich aber sehr eine Familie. Ein Traum? Nein, sehr real und alles ist echt, wie ich gerade erlebe. Natürlich habe ich sie gefragt, warum so eine Frau wie sie "sola" ist. Naja, es ist eigentlich immer der selbe Grund, wie bei sehr vielen alleinstehenden Frauen, in ganz Südamerika.

Kurze Unterbrechung... So, jetzt haben wir den Salat! Nein... den Regen. Es schüttet wie aus Eimern... oder eher wie aus Containern... Komm` gut nachhause mi amor!

Eines Tages dann, im November diesen Jahres, habe ich den Entschluss gefasst und ihr gesagt dass ich nach Bogota komme. Ohne Vorwarnung "persönlich", via Skype eben. Sie hat fast geweint. Echt der Hammer die Süße. Okay, in der Firma den Urlaub gecheckt... Reisepass beantragt, den Flug gebucht und viele Dinge gekauft. Unter anderem, ja, auch die Weihnachts- und Gastgeschenke für Freundin und Familie. Bei letzterem haben mir die vielen Forumsteilnehmer mit ihren Beiträgen auch sehr geholfen mit den Tips. Danke!

Dann endlich stand der Termin fest. 13.12. Flug LH 542 München - Frankfurt - Bogota. Ich habe ihr gleich nach der Buchung die Bestätigung der Airline geschickt, mit meinen Reisedaten. Die Freude war sehr gross. Was ich auch noch sagen muss, sie hat hier im Vorfeld alles organisiert für uns! Sie hat gemeinsam mit ihrer Schwester die Apartmentvermieter abgeklappert um das Beste zum besten Preis für uns zu bekommen. Und das ist nicht einfach, wenige Wochen vor Weihnachten in Bogota. Aber sie hat es geschafft und uns ein schönes Apartment besorgt, bzw. sie hat es auf ihren Namen angemietet und auch die Anzahlung von 200.000 Pesos geleistet. Eine Menge Geld! Toll! Ein schönes Apartment, geräumig, sehr sauber, mit kleiner Küche, Telefon, TV und Internet. Preis für 18 Tage: 1.000.080 Pesos.

13.12.2011

Pünktliche Landung um 19:35 Ortszeit auf El Dorado International. Der Flieger war komplett ausgebucht und die Schlangen an der Passkontrolle dementsprechend lang... Dauer der Abfertigung... fast eine Stunde... meine Freundin hat sich draussen vor dem Flughafen schon Sorgen gemacht.

Dann endlich zum Kofferband... spannend... ist er da? Und wenn, dann wo? Keinen Plan vom Flughafen und dann die Menschenmassen! Einige Koffer waren schon vom Band gefallen... da habe zu erst gesucht und wurde auch gleich fündig. Etwas ramponiert aber da! Nächstes mal fliege ich mit Hartschale! Dann... oh nein! Nochmals Kofferkontrolle... öffnen... röntgen des Handgepäcks. Shit, dachte ich. Den Koffer kriegst du nicht mehr zu und wegen den heimischen Mitbringselspezialitäten (Wurst, Käse, Brot, Süssigkeiten) bestimmt Ärger...

Ich wollte mich schon zur Handgepäckkontrolle hinten anstellen, doch dann bemerkte ich, wie eine Dame mit dem Beamten sprach und danach mit ihr zusammen ein Tross von 10- 15 Leuten mit den Koffern einfach Richtung Ausgang ging... kurzerhand entschoss ich mich, mich einfach der Karavane anzuschliessen, die, warum auch immer, an der Kontrolle vorbeigewunken wurde. Niemand hat mich bemerkt oder aufgehalten... perfekt! Da habe ich mich schon fast verhalten wie ein Kolumbianer... schauen was die anderen tun und immer schön im Fluss bleiben.

Dann sah ich durch die Türscheiben schon die Menschenmassen... waow... hunderte.. und Schilder wurden hoch gehalten mit Namen drauf.. alles vor einer Absperrung, wie bei einem Konzert. Schon auf wenige Meter vorher kommt niemand an den Airportbereich heran... viel Polizei. Ich war wie in einem Film. Ich dachte, oh man... wie soll ich sie denn da finden? Und dann sah ich sie, gleich and der Abperrung... lachen... winken... und was macht sie? Gleich ein Foto von meiner Ankunft! Einfach süß! Unsere erste Begegnung in der Realtität... unsere erste Umarmung... und es hat nochmal "Klick" gemacht, bei uns beiden ist der Funke nochmals übergesprungen. Mir fiel eine ganze Steinlawine vom Herzen!

Gleich nach der Absperrung warten sie schon... die Taxi- und Hotelvermittler... und sie erkennen ihre "Opfer" sofort. Da lauert schon das erste Fettnäpfchen in das man treten kann. Zu den Hotelvermittlern ein klares und bestimmtes: "No, gacias!" Und Taxi? Man holt sich besser an einem speziellen Schalter, wenige Meter gleich rechts nach dem Ausgang El Dorado, ein Taxi-Ticket. Das sind die "sicheren" Taxis und es gibt keine Tricksereien mit dem Preis! Gut zu wissen!

Das Apartemento ist gross, hell und sehr sauber. Erstmal alle Modaltitäten abgewickelt... Koffer abgestellt und dann kurz einkaufen. Supermärkte wie bei uns gibt es hier (in dem Viertel) nicht, bzw. ich weiss es noch nicht. Dafür aber kleine Händler hier in der Strasse, wo ich fast alles bekomme. 2 kleine Cafes, eine nette Bar, ein Restaurant, eine kleine Bäckerei, Metzger und einen Gemüsehändler habe ich hier um die Ecke. Bei dem bekomme ich aber auch Cola, Zigaretten und Zahnpasta wenn es sein muss. Warum erinnert mich das alles so sehr and die Türkei?

Geschlafen habe ich in der ersten Nacht nicht viel, bin mehrmals aufgewacht und wusste nicht wo ich bin... Noch Zuhause oder in Bogota? :-) Am nächsten Tag habe ich mich erstmal ausgeschlafen, meine "Dulcinea" musste ja auch arbeiten, war okay. Abends sind wir zum Exito gefahren, eine riesige Shopping-Mall... auch ein Erlebnis, besonders wenn gerade die Milionarios spielen... waow... das ist Fussballbegeisterung pur... und meine erste Busfahrt... wir waren nass bis auf die Knochen... der Busfahrer ist gefahren als ob er verfolgt würde... aber Vallenato in den Ohren und glücklich. Ach ja, bei manchen Taxifahrern, fühlt man sich auch wie mitten drin im Film "Der Transporter"... Jajajaja

Bild Bild

Leider muss meine Freundin arbeiten... also bin ich heute zum ersten mal allein durch das Viertel gezogen und habe mir alles bei Tag angesehen. Aber ganz normal... kein Touri-Verhalten... ich habe mich da an einen Bericht von .... hier erinnert. Immer gerade aus und so tun als ob ich genau wüsste wohin ich will... keine Kamera dabei, nichts. Die Einkäufe trage ich auch so nachhause wie alle anderen auch, in der Plastiktüte. :-) Niemand hat sich für mich interessiert. Okay, ein paar Leute haben mich schon etwas genauer angesehen... ich bin halt ein Exote hier... gross... blond... blaue Augen. Beim Einkaufen waren alle sehr nett und hilfsbereit, auch bei meinem holprigen spanisch und das ich deutscher bin fanden doch einige Leute interessant.

Jetzt erst, am Tag 3, realisiere ich es wirklich. Ich bin nach einigen Vorbereitungen und Schwierigkeiten endlich angekommen, in meinem Traumland Kolumbien! Mittendrin in Bogota, Metropole und Moloch zugleich. Es kommt aber immer auf die Sichtweise an. Ich werde heute "mein Revier" noch weiter erkunden, weitere Kreise ziehen. Ich möchte neue Dinge sehen und neue Menschen kennenlernen.

Sicher, dass Leben hier ist nicht ansatzweise mit Deutschland zu vergleichen. Strassen, Häuser und vieles mehr, wird manchem als schäbig und heruntergekommen vorkommen. Auch in den besseren Stadtteilen wird der eine oder andere die Nase rümpfen. Aber dann bin ich am falschen Ort im falschen Land. Ich habe 2 Jahre im Ausland gelebt und einiges gesehen. Das letzte mal (2005) habe ich ein halbes Jahr in der Türkei gelebt und gearbeitet. Ich kenne auch Istanbul und das Landesinnere. Da wurde es dann doch oft extrem ärmlich. Ich bezeichne niemals etwas als schäbig... ich sehe immer die Situation der Menschen. Auch interessant: In 2 Wochen Türkei habe ich mehr Menschen kennengelernt als in 2 Jahren Deutschland. Man muss halt offen sein und so auf die Menschen zugehen. Das selbe fängt hier gerade an...

Und die 3 Tage zusammenleben mit meiner Colombiana? Auch ein Traum! Es ist, als ob wir uns schon lange kennen, dass Gesprächsthema geht nie aus. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, wie wir immer öfter feststellen, wir haben die selbe Lebenseinstellung und vieles mehr. Dass, und unsere gemeinsamen Aktivitäten, dass schweisst irgendwie zusammen. 2 Körper... eine Seele! Heute Abend lerne ich ihre Familie kennen. Sie wissen natürlich alle bescheid und sind schon sehr gespannt auf mich. Und ich erst!!! Ich bin auch gespannt auf Weihnachten, da kommen mal schnell 30 Leute zusammen und von wegen stille Nacht heilige Nacht! Salsa! Das wird für mich ein ganz besonderes Erlebnis, bzw. für uns.

"Wirst du das deutsche Essen nicht vermissen?" Mit einem Lächeln sagte ich nein, niemals. Wenn ich in einem anderen Land bin, dann meide ich die deutsche Küche wie der Teufel das Weihwasser! Ich will Land, Leute und Kultur kennenlernen. Also ganz ehrlich... Schnitzel mit Pommes und Salat... oder Schweinebraten nach Mutti`s Art... in Kolumbien? Nein, dass geht für mich garnicht!

Wenn ich abends das hier Fenster öffne... Viele verschiedene Gerüche... besonders vom Restauarnt nebenan... Alles zusammen eine Mischung... aus... etwas Strassenlärm... Hupen... heulende Sirenen... Lachen... und Salsa Musik! Mmmm... es zieht sich wieder zu... der abendliche Regen kündigt sich an... aber alles kein Problem, dass ist eben Bogota!

Gleich kommt meine Süße nachhause und wir werden zum ersten mal ein ganzes Wochenende nur für uns haben.
Estoy feliz!

Bis bald...

Jürgen

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