Liebes Forum,
nachdem ich hier ja schon relativ lange als "Trockenschwimmer" aktiv bin, habe ich nun doch endlich den Weg nach Kolumbien gefunden und möchte euch an meinen Eindrücken teilhaben lassen.
Anreise war gestern. Musste um 3:15 Uhr morgens zum Flughafen Frankfurt starten, in der Hoffnung, nichts Wichtiges vergessen zu haben. Im Hinblick auf Gepäck-Check-In, Corona-Gedöns etc. verlief alles erfreulich reibungslos und ich saß schon zwei Stunden vor Abflug am Gate. Dann gings erstmal nach Amsterdam, wo nochmal eine Stunde Warten angesagt war. Die deutschen Touris am Gate waren mir unangenehm und ich habe gebetet, den 10,5-Stunden-Flug neben einigermaßen normalen Leuten sitzen zu dürfen, aber wie sollte es anders sein... kaum hatte ich meinen Platz eingenommen, näherte sich eine Horde lärmender und herumkaspernder, etwa 20-jähriger Franzosen, von denen sich zwei auf den Sitzen neben mir ausbreiteten und mich wissen ließen, dass dieser Flug eine Tortur werden wird. War er dann auch. Will das jetzt nicht detailliert beschreiben, weil es keine wesentliche Rolle spielt, aber diese Typen waren offenbar teil einer größeren Gruppe, haben sich verhalten wie auf einer Klassenfahrt, sind im Flugzeug herumgelaufen, mussten mehrfach auf die Maskenpflicht hingewiesen werden, haben ununterbrochen laut geredet, teils gesungen und durch die Kabine geschrien und sich nach einer kleinen Dose Heineken verhalten als wären sie stockbesoffen... absolut zum Kotzen. Irritierend auch, dass die Flugbegleiterinnen da nicht härter durchgegriffen haben, aber gut, was sollten sie auch machen. Rausschmeißen kann man die Typen über dem Atlantik ja leider nicht. Schon blöd, wenn man zu dem einfachen Pöbel gehört, der sich nur Economy Class leisten kann bzw. will.
Irgendwie sind die zehn Stunden rumgegangen und als ich auf dem Boden die Landschaften Venezuelas erblickte, überkam mich ein feierliches Gefühl, das den vorherigen Unmut verschwinden ließ. Am Flughafen in Bogotá angekommen wurde die Vorfreude etwas von den fiesen Magenkrämpfen überschattet, die der KLM-Fraß mir beschert hat. Der Flughaften wirkt im Vergleich zu FFM oder Schiphol etwas rustikal und altmodisch, was mich aber nicht gestört hat. Im Gegenteil, ich hatte mich auf ein radikales Kontrastprogramm zu Europa eingestellt und konnte es kaum erwarten, endlich kein Deutsch und Englisch (und vor allem kein Französisch) mehr um mich rum zu hören. An der migración musste ich ungefähr eine Stunde in der Schlange stehen. Die Sachbearbeiterin war kackunfreundlich und wirkte genervt, als ich ihre Fragen erst nach dem zweiten "cómo?" verstanden hab.
Wie auch immer. So langsam ging mir das Flughafenprozedere auf die Nerven, ich hatte seit ungefähr 36 Stunden nicht geschlafen und wollte eigentlich nur noch ins Hotel. Zuvor musste ich mir allerdings noch ein paar Pesos für die Taxifahrt besorgen. Nachdem die Transaktion am Geldautomaten aus irgendeinem Grund fehlschlug und ich nicht in der Stimmung war, dem Grund dafür nachzugehen, bin ich zu einer der Wechselstuben am Flughafen und habe mir da einen 50-Euro-Schein zu COP im Wert von etwa 42 Euro wechseln lassen.
Nachdem mein Reisepass dann zum ungefähr dritten Mal noch von einem Zollbeamten gecheckt und mein Gepäck durchleutet wurde, war ich endlich am Ausgang. Da ich allerdings gelesen hatte, dass die vor dem Flughafen wartenden Taxifahrer nicht die beste Option sind, hab ich mir von meiner kolumbianischen Pornochat-Freundin ein Uber organisieren lassen, was ein bisschen chaotisch war aber dann erstaunlicherweise doch funktioniert hat. Der Fahrer war äußerst zuvorkommend, ließ mich das Wifi im im Fahrzeug benutzen, nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich kein Internet auf dem Smartphone hab und hat mir versichert, dass mein Hotel sich in einer angenehmen Gegend (Chapinero am östlichsten Ende der Stadt) befände. Die Fahrt hat ungefähr 40 Minuten gedauert und war sehr schön. Das hat mich überrascht, nachdem ich viel Negatives über Bogotá gehört hatte und der allgemeine Touri-Tenor eher so in die Richtung "bloß weg da" geht. Vielleicht habe ich auch einfach nur das Glück, in einer "guten Gegend" gelandet zu sein, aber bislang gefällt die Atmosphäre mir sehr.
Habe dem Fahrer ungefähr 7 mil (ca. 1,7 €) Trinkgeld gegeben, was für kolumbianische Verhältnisse scheinbar recht viel ist, und bin dann ins Hotel eingecheckt. Was hier vier Sterne sind, wären in Deutschland vielleicht zwei bis drei, aber es ist sauber und bietet alles, was ich für die ersten paar Tage brauche. Eine weitere Bekannte wollte mit mir noch am gleichen Abend auf eine Techno-Party und war scheinbar überrascht darüber, dass ich da nach 20-stündiger Reise und mit massivem Schlafmangel keine Lust drauf hatte. Nunja. Ich bin dann trotz relativ hohem Lärmpegel vor und im Hotel gegen 20 Uhr schlafen gegangen, ohne mir vorher nochmal ein paar kleine Snacks und was zu trinken zu besorgen.
Vor meinem Fenster ist ein Platz auf dem sich Rappi-Fahrer versammeln und Leute auf Bänken sitzen. Wenn ich hier am Laptop sitze, sehen sie mich und ich sehe sie, was teilweise recht lustig ist. Gleich werde ich im Hotel ein amerikanisches Frühstück einnehmen und mich ein wenig in meinem barrio umsehen. Später besucht mich hoffentlich noch meine Chat-Freundin, die eine gute halbe Uber-Stunde von hier entfernt wohnt und morgen mit mir in ein Spa gehen will
So viel erstmal zu meinen ersten Eindrücken während und kurz nach der Anreise. Werde versuchen, im Abstand von einigen Tagen weiter zu berichten.
März 2022: Vier Wochen Kolumbien
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