Normalerweise ist das ja hier öfters so, dass Leute viele Fragen zu ihrem Kolumbienurlaub stellen und sich danach aber nicht mehr melden. Ich mache das jetzt einfach mal umgekehrt. Ich habe keine einzige Frage gestellt (aber mich passiv ein bisschen von den Berichten hier inspirieren lassen) aber schreibe mal wie ich meine 3 Wochen Urlaub in Kolumbien (war zum ersten Mal in dem Land) empfunden habe.
Gleich mal vorneweg, das war bei mir jetzt kein klassischer Touri-Urlaub, sondern mehr eine Art Leute-Urlaub, da ich von meinem Mexiko-Studium Kolumbianer aus Bogota und Cali kenne, die ich jetzt besucht habe (war deswegen eher eine Art Städteurlaub). Ebenso wichtig zu erwähnen, ich (31) bin bisher schon ziemlich viel rumgekommen (1 Jahr USA gelebt, 2 Jahre Neuseeland und ein halbes Jahr Mexiko) was deswegen wichtig ist, weil es erklärt, warum mich manche Sachen jetzt vielleicht nicht so beeindruckt haben, wie es bei anderen Reisenden der Fall ist (bin zum Beispiel durch Mexiko ziemlich verwöhnt was Kolonialstädte angeht, da wirkt dann halt Cartagena nicht ganz so beeindruckend, wie für jemanden der diese Art von Städten nicht gewohnt ist). Möchte das nur erwähnen, damit mich nachher keiner umbringt, wenn ich nicht immer komplett begeistert klinge.
Kurz mal die Zusammenfassung meiner Tour: 8 Tage Bogota inklusive kleinere Ausflüge ins Umland (Zipaquira, Villa de Leyva), 3 Tage Cartagena, 8 Tage Cali (inkl Ausflüge ins Umland, Popayan und Lago Calima).
Bogota: Jetzt nicht wirklich eine schöne Stadt, wobei das Klima aber als Europäer ziemlich angenehm ist. Das Goldmuseum und der Stadtteil Candelaria sind ganz nett, ansonsten ist aber, auch durch die vielen Bauarbeiten die im Moment stattfinden, das Städtchen jetzt nicht wirklich ein Augenschmaus. Denke hier reichen 3 Tage für den klassischen Touristen, ich hatte das Glück Leute zu kennen und so haben dann mehr Tage natürlich Sinn gemacht. Das bringt mich auch gleich mal zu dem wohl schönsten Punkt meiner Reise, nämlich die Leute. Die Gastfreundschaft ist echt phantastisch. Damit dem armen Deutschen ja nix passiert wurde immer darauf bestanden mich zum Geldautomaten oder zur Bushaltestelle zu begleiten (kam mir jetzt gar nicht gefährlich vor), was teilweise für jemanden der Individualreisen gewohnt ist ein bisschen zu viel Fürsorge war. Man spürt halt schon, wie wichtig es den Leuten ist, dass man ihr Land in guter Erinnerung behält. Taxifahrer haben mir lange erklärt wie ich mich vor Abzocke schütze, wenn ich in Läden aus versehen zu viel bezahlt habe sind sie mir nachgelaufen und haben mir das Restgeld in die Hand gedrückt etc... Natürlich kann man auch mal an den Falschen geraten, aber prinzipiell ist das schon eine tolle Gastfreundschaft, da geht einem schon das Herz auf. Um mal ein Beispiel zu bringen, eine Kolumbianerin, die ich flüchtig aus Deutschland kannte, hat mich auf eine Party eingeladen und mir am Telefon gesagt, ich sollte mit dem guten Transmilenio (Bus) bis zu einer Station fahren und mich dann per Handy melden, damit Sie mich abholen kann. Erst hat sie mir das alles minutenlang am Telefon erklärt, nur um dann ein paar Minuten später noch mal anzurufen, ob ich das dann auch richtig verstanden hätte. 2 Minuten später klingelt wieder das Telefon, ganz besorgt meint sie, ich sollte nur nahe eines Sicherheitsbeamten telefonieren, damit mir keiner das Handy klaut. Wieder 2 Minuten später ruft sie an, dass ich auch ja nicht aus der Station rausgehen soll, sondern dass sie vorbeikommt. Kam mir zwar total übertrieben vor, aber ist dann doch schon verdammt niedlich irgendwie. Habe die Leute auf jeden Fall wirklich in mein Herz geschlossen.
Zu den Ausflügen, Zipaquira ist ein ganz nettes Städtchen, die Salzkathedrale fand ich ziemlich spektakulär (hier im Forum gab es ja ein paar Stimmen, dass die gar nicht so toll sein sollte, dem kann ich jetzt nicht zustimmen). Habe echt schon viel gesehen in dieser Welt, aber so etwas bisher noch nicht, ziemlich einmalige Atmosphäre wie ich finde. Anscheinend kann man da ja auch, die nötigen Kontakte vorausgesetzt, heiraten - das wäre mal wirklich eine geniale Location dafür. Oder als Hauptquartier für nen Bondbösewicht;-) Villa de Leyva ist ganz nett, wobei mich ehrlichgesagt die Kolonialstädte in Kolumbien jetzt nicht so beeindruckt haben, da hat Mexiko meiner Meinung nach mehr zu bieten (Bsp: San Miguel de Allende). Wobei das natürlich auch daran liegt, dass ich zuerst in Mexiko war und die Städte dort dadurch natürlich den Vorteil des "Ersten Eindrucks" hatten. Ein absolute Empfehlung ist aber ein Ausflug von Villa de Leyva zum Paso de Angel. Das geht entweder per Tour oder, so habe ich das gemacht, per Bus nach Santa Sofia und dann mit nem kleinen Spaziergang (1,5 h). Wirklich beeindruckend, der Paso de Angel ist ein Weg auf einem Bergrücken, rechts gehts fünfzig Meter runter, links dreißig, und das ganze natürlich ungesichert. Neben einem spektakulären Ausblick kann man am Ende dann auch noch zu einem kleinen Fluss mit Wasserfällen runtersteigen und dort baden - ein absoluter Traum. Und das tollste von allem - kein einziger Tourist weit und breit. Abgesehen von ein paar lokalen Bauern, die einem gerne den Weg erklären, habe ich da keinen Menschen getroffen. Das ist generell eine tolle Sache an Kolumbien, mal abgesehen von Cartagena habe ich so gut wie keine Touristen getroffen. Paso de Angel ist dann auch der Lieblingsgeheimtipp meiner ganzen Reise, einfach wunderschön.
Nach Bogota ging es dann auf nach Cartagena, was mich ehrlich gesagt nicht wirklich beeindruckt hat. Wie gesagt, liegt auch daran, dass ich durch Mexiko verwöhnt bin, aber so wirklich spektakulär finde ich die Stadt nicht. Ganz nett, aber ein paar Stunden reichen hier meiner Meinung. Toll ist aber der Playa Blanca, den man von dort mit dem Boot anfahren kann, weißer Traumstrand, türkises Wasser, Palmen, und wenn man ein bisschen läuft dann kann man auch die Händler und Touris hintersichlassen. Gibt natürlich mit Sicherheit noch schönere Strände in Kolumbien, aber trotzdem beeindruckend.
Die letzten 8 Tage ging es dann nach Cali eine Freundin besuchen (bin immer geflogen, ist ziemlich günstig, habe auch relativ kurzfristig vor Ort übers Netz gebucht). 8 Tage Cali ist jetzt auch nicht gerade für einen Touristen zu empfehlen, ich habe es aber ziemlich genossen, habe gefühlt 20 Tanten und 40 Cousins kennengelernt;-) Wobei die Stadt auch ihre schöne Ecken hat, zum Beispiel rund um die Kirche San Antonio. Ausflüge ins Umland waren z.B. zum See Calima (ganz nett aber eher unspektakulär), Popayan (nettes Kolonialstädtchen, da kann man schon ein paar Stunden verbringen) und zu einem kleinen Naturpark namens Nirvana (mit Riesenschmetterlingen). Dazu gab es noch einen Ausflug zu einer überdimensionalen Poolanlage namens Yanaconas in den Bergen (davon habe ich mehrere in Kolumbien gesehen, die sind wirklich genial).
Fazit: War wiegesagt "nur" eine Leute besuchen Urlaub, wobei die Art von Urlaub mir immer am Besten gefällt, deswegen wird der kleine Bericht jetzt für viele Leute nicht so hilfreich sein, aber zumindest der Paso de Angel könnte ja ein kleiner Geheimtipp sein;-) Mir gefallen an so einem Auslandsurlaub ja sowieso die kleineren Geschichten immer am Besten. Als da wäre der Streik der LKW-Fahrer, der dafür gesorgt hat, dass ein Kolumbianer mit seinem Privatwagen mich und mehrere Touris von Zipaqueria nach Bogota kutschiert hat. Oder eine Militärsperre, bei der ich und meine kolumbianische Freundin rausgewunken wurden, nur damit man uns irgendwelche Lotterielose oder so verkaufen kann (da war selbst meine Kolumbianerin verblüfft). Oder die Tatsache, dass man für die neusten Kinofilme mal schnell irgendeinen Typen anruft, der dann mit seinem Moped zum Haus kommt um dort die neusten gebrannten Filme zu verkaufen.
Könnte noch viel mehr aufzählen, aber das reicht erst mal. Ist auf jeden Fall ein tolles Land und werde definitiv bald wieder dort hin fliegen (wenn die gute Lufthansa mal wieder ihre Sonderangebote raushaut)...
grüße und vielen Dank an das ganze Forum für die Inspiration, toll das es sowas gibt...
matthias
Gleich mal vorneweg, das war bei mir jetzt kein klassischer Touri-Urlaub, sondern mehr eine Art Leute-Urlaub, da ich von meinem Mexiko-Studium Kolumbianer aus Bogota und Cali kenne, die ich jetzt besucht habe (war deswegen eher eine Art Städteurlaub). Ebenso wichtig zu erwähnen, ich (31) bin bisher schon ziemlich viel rumgekommen (1 Jahr USA gelebt, 2 Jahre Neuseeland und ein halbes Jahr Mexiko) was deswegen wichtig ist, weil es erklärt, warum mich manche Sachen jetzt vielleicht nicht so beeindruckt haben, wie es bei anderen Reisenden der Fall ist (bin zum Beispiel durch Mexiko ziemlich verwöhnt was Kolonialstädte angeht, da wirkt dann halt Cartagena nicht ganz so beeindruckend, wie für jemanden der diese Art von Städten nicht gewohnt ist). Möchte das nur erwähnen, damit mich nachher keiner umbringt, wenn ich nicht immer komplett begeistert klinge.
Kurz mal die Zusammenfassung meiner Tour: 8 Tage Bogota inklusive kleinere Ausflüge ins Umland (Zipaquira, Villa de Leyva), 3 Tage Cartagena, 8 Tage Cali (inkl Ausflüge ins Umland, Popayan und Lago Calima).
Bogota: Jetzt nicht wirklich eine schöne Stadt, wobei das Klima aber als Europäer ziemlich angenehm ist. Das Goldmuseum und der Stadtteil Candelaria sind ganz nett, ansonsten ist aber, auch durch die vielen Bauarbeiten die im Moment stattfinden, das Städtchen jetzt nicht wirklich ein Augenschmaus. Denke hier reichen 3 Tage für den klassischen Touristen, ich hatte das Glück Leute zu kennen und so haben dann mehr Tage natürlich Sinn gemacht. Das bringt mich auch gleich mal zu dem wohl schönsten Punkt meiner Reise, nämlich die Leute. Die Gastfreundschaft ist echt phantastisch. Damit dem armen Deutschen ja nix passiert wurde immer darauf bestanden mich zum Geldautomaten oder zur Bushaltestelle zu begleiten (kam mir jetzt gar nicht gefährlich vor), was teilweise für jemanden der Individualreisen gewohnt ist ein bisschen zu viel Fürsorge war. Man spürt halt schon, wie wichtig es den Leuten ist, dass man ihr Land in guter Erinnerung behält. Taxifahrer haben mir lange erklärt wie ich mich vor Abzocke schütze, wenn ich in Läden aus versehen zu viel bezahlt habe sind sie mir nachgelaufen und haben mir das Restgeld in die Hand gedrückt etc... Natürlich kann man auch mal an den Falschen geraten, aber prinzipiell ist das schon eine tolle Gastfreundschaft, da geht einem schon das Herz auf. Um mal ein Beispiel zu bringen, eine Kolumbianerin, die ich flüchtig aus Deutschland kannte, hat mich auf eine Party eingeladen und mir am Telefon gesagt, ich sollte mit dem guten Transmilenio (Bus) bis zu einer Station fahren und mich dann per Handy melden, damit Sie mich abholen kann. Erst hat sie mir das alles minutenlang am Telefon erklärt, nur um dann ein paar Minuten später noch mal anzurufen, ob ich das dann auch richtig verstanden hätte. 2 Minuten später klingelt wieder das Telefon, ganz besorgt meint sie, ich sollte nur nahe eines Sicherheitsbeamten telefonieren, damit mir keiner das Handy klaut. Wieder 2 Minuten später ruft sie an, dass ich auch ja nicht aus der Station rausgehen soll, sondern dass sie vorbeikommt. Kam mir zwar total übertrieben vor, aber ist dann doch schon verdammt niedlich irgendwie. Habe die Leute auf jeden Fall wirklich in mein Herz geschlossen.
Zu den Ausflügen, Zipaquira ist ein ganz nettes Städtchen, die Salzkathedrale fand ich ziemlich spektakulär (hier im Forum gab es ja ein paar Stimmen, dass die gar nicht so toll sein sollte, dem kann ich jetzt nicht zustimmen). Habe echt schon viel gesehen in dieser Welt, aber so etwas bisher noch nicht, ziemlich einmalige Atmosphäre wie ich finde. Anscheinend kann man da ja auch, die nötigen Kontakte vorausgesetzt, heiraten - das wäre mal wirklich eine geniale Location dafür. Oder als Hauptquartier für nen Bondbösewicht;-) Villa de Leyva ist ganz nett, wobei mich ehrlichgesagt die Kolonialstädte in Kolumbien jetzt nicht so beeindruckt haben, da hat Mexiko meiner Meinung nach mehr zu bieten (Bsp: San Miguel de Allende). Wobei das natürlich auch daran liegt, dass ich zuerst in Mexiko war und die Städte dort dadurch natürlich den Vorteil des "Ersten Eindrucks" hatten. Ein absolute Empfehlung ist aber ein Ausflug von Villa de Leyva zum Paso de Angel. Das geht entweder per Tour oder, so habe ich das gemacht, per Bus nach Santa Sofia und dann mit nem kleinen Spaziergang (1,5 h). Wirklich beeindruckend, der Paso de Angel ist ein Weg auf einem Bergrücken, rechts gehts fünfzig Meter runter, links dreißig, und das ganze natürlich ungesichert. Neben einem spektakulären Ausblick kann man am Ende dann auch noch zu einem kleinen Fluss mit Wasserfällen runtersteigen und dort baden - ein absoluter Traum. Und das tollste von allem - kein einziger Tourist weit und breit. Abgesehen von ein paar lokalen Bauern, die einem gerne den Weg erklären, habe ich da keinen Menschen getroffen. Das ist generell eine tolle Sache an Kolumbien, mal abgesehen von Cartagena habe ich so gut wie keine Touristen getroffen. Paso de Angel ist dann auch der Lieblingsgeheimtipp meiner ganzen Reise, einfach wunderschön.
Nach Bogota ging es dann auf nach Cartagena, was mich ehrlich gesagt nicht wirklich beeindruckt hat. Wie gesagt, liegt auch daran, dass ich durch Mexiko verwöhnt bin, aber so wirklich spektakulär finde ich die Stadt nicht. Ganz nett, aber ein paar Stunden reichen hier meiner Meinung. Toll ist aber der Playa Blanca, den man von dort mit dem Boot anfahren kann, weißer Traumstrand, türkises Wasser, Palmen, und wenn man ein bisschen läuft dann kann man auch die Händler und Touris hintersichlassen. Gibt natürlich mit Sicherheit noch schönere Strände in Kolumbien, aber trotzdem beeindruckend.
Die letzten 8 Tage ging es dann nach Cali eine Freundin besuchen (bin immer geflogen, ist ziemlich günstig, habe auch relativ kurzfristig vor Ort übers Netz gebucht). 8 Tage Cali ist jetzt auch nicht gerade für einen Touristen zu empfehlen, ich habe es aber ziemlich genossen, habe gefühlt 20 Tanten und 40 Cousins kennengelernt;-) Wobei die Stadt auch ihre schöne Ecken hat, zum Beispiel rund um die Kirche San Antonio. Ausflüge ins Umland waren z.B. zum See Calima (ganz nett aber eher unspektakulär), Popayan (nettes Kolonialstädtchen, da kann man schon ein paar Stunden verbringen) und zu einem kleinen Naturpark namens Nirvana (mit Riesenschmetterlingen). Dazu gab es noch einen Ausflug zu einer überdimensionalen Poolanlage namens Yanaconas in den Bergen (davon habe ich mehrere in Kolumbien gesehen, die sind wirklich genial).
Fazit: War wiegesagt "nur" eine Leute besuchen Urlaub, wobei die Art von Urlaub mir immer am Besten gefällt, deswegen wird der kleine Bericht jetzt für viele Leute nicht so hilfreich sein, aber zumindest der Paso de Angel könnte ja ein kleiner Geheimtipp sein;-) Mir gefallen an so einem Auslandsurlaub ja sowieso die kleineren Geschichten immer am Besten. Als da wäre der Streik der LKW-Fahrer, der dafür gesorgt hat, dass ein Kolumbianer mit seinem Privatwagen mich und mehrere Touris von Zipaqueria nach Bogota kutschiert hat. Oder eine Militärsperre, bei der ich und meine kolumbianische Freundin rausgewunken wurden, nur damit man uns irgendwelche Lotterielose oder so verkaufen kann (da war selbst meine Kolumbianerin verblüfft). Oder die Tatsache, dass man für die neusten Kinofilme mal schnell irgendeinen Typen anruft, der dann mit seinem Moped zum Haus kommt um dort die neusten gebrannten Filme zu verkaufen.
Könnte noch viel mehr aufzählen, aber das reicht erst mal. Ist auf jeden Fall ein tolles Land und werde definitiv bald wieder dort hin fliegen (wenn die gute Lufthansa mal wieder ihre Sonderangebote raushaut)...
grüße und vielen Dank an das ganze Forum für die Inspiration, toll das es sowas gibt...
matthias