die erste nacht wusste ich, wo ich hin musste, danach war alles offen. da waren also nur kaputte strasse, regen, schlamm, verkehrschaos , ueberall polizei und am ende ein barrio, meterhohe zaeune, mit elektrodraht, mit wachschutz am eingang, und das alles sollte jetzt der bessere norden sein, wie sieht dann wohl erst der sueden aus, ich war erst mal bedient.
besonders unangenehm empfinde ich diese eingezaenten und gesicherten barrios. ich hab dann ein zimmer gesucht, inserate bei geschaeften in der nachbarschaft, hab dann ein zimmer gefunden bei einer familie, in einer seitenstrasse, alles offen, direkt an der strasse (sackgasse) naehe grosse kreuzung (calle167) in direkter umgebung zahlreiche geschaefte, baecker, kleiner supermarkt, kiosk, schuster, 2 obst-gemueselaeden, restaurant, pizzadienst..., sehr sympathisch, direkt am/im leben. gefaellt mir total gut, weil nicht eingezaent.
und dann bin ich die erste woche nur bus gefahren, alle strecken vom transmilenio, um ein ueberblick zu haben, stadt, zentrum, vororte, wo ist norden, wie geh das mit tickets und umsteigen...
so viel polizei, so viel wachschutz, so viele zaeune, so viel stacheldraht... die gefahr ueberall vor augen... und keine ahnung wie gefaehlich es denn nun wirklich ist..., dazu die ganzen geschichten von raub und ueberfaellen, was man halt so hoert...
also erst mal nur bus fahren, und dann de vielen menschen in der innenstadt, besonders um avenida jimenez, da hab ich mich erst nach ner woche reingetraut. hab dann angefangen mit rumlaufen, erstmal im norden die gegend, dann auch im sueden um die endstationen, der sueden hat mir spontan viel besser gefallen, weil da nicht so viel eingezaeunt ist, viele kleine laeden, mit wohnungen drueber, leben direkt auf der strasse und nicht hinter gittern.
mein outfit, sichtbar alte sache, schwarz, grau, wollmuetze, immer zielstrebig rumgelaufen, ohne pausen, als wenn ich mich auskenne, und so erste erfahrungen gesammelt: es passiert nichts, ich werde nicht angesprochen, ich falle nicht auf, keiner sieht sich nach mir um. und so hab ich dann immer groessere kreise gezogem, taeglich 4-5 stunden busfahren und 4-5 stunden in der stadt rumlaufen.
und was soll ich sagen, mir ist nichts passiert, hier passiert ueberhaupt nichts. es ist nicht im ansatz irgendwelche kleinkriminalitaet sichtbar, man kann hier ueberall rumlaufen, auch in der nacht. auch in der letzten ecke ist polizei unterwegs, es dauert gefuehlte 2 min bis man den naechsten polizisten sieht, vielleicht auch 5 min. ich kann auch langsam und planlos in der stadt rumlaufen oder einfach rumstehen, niemand kommt an, nichts passiert, ich bin dann auch durch rotlichtviertel im zentrum, keiner spricht mich an...
beim rumlaufen orientiere ich mich an den anderen, sind schwaechere, sind frauen oder alte unterwegs, wie viele sind unterwegs, ich gehe auch unbefestigte strassen oder mit wald/park.
das ist hier schon alle speziell, hier lacht keiner, alle ernst, keiner sagt was, aber wenn man fragt, gibts immer eine antwort und nett und hilfsbereit. da liegen schon ne menge leute auf den strassen rum und schlafen tagsueber, und es laufen auch ne menge komische leute rum, obdachlose, muellsammler, bettler, aber von denen geht keine gefahr aus. und auch fuer schwaechere sind die nicht gefaehrlich, ich habs mir jetzt einen monat lang angesehen,
und wenn man diese angst mal abgelegt hat, gibts hier ganz viel zu entdecken, ich finde hier jeden tag irgend was...
ich war auch 3x auf dem monserrate, 1x bahn, 1x seilbahn, 1x zu fuss, der pilgerweg ist seit einer woche auf, war 3 jahre gesperrt, auch da passiert nichts, polizei ist immer in der naehe...
ich fahre dann jetzt mal weiter nach santa marta...
gruesse, thomas