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Pablo Emilio Escobar Gaviria wurde in El Tablazo/Antioquia als Ältester von vier Kindern des Viehzüchters Abel de Jesús Escobar und der Lehrerin Hermilda Gavíria geboren. Entgegen der Vorstellung, dass er aus ärmsten Verhältnissen kam, entstammte er aus dem ländlichen Mittelstand, seine Familie besaß Milchkühe und 12 Hektar Land. Die relativ wohlhabenden Rinderfarmen von Frontino und Rionegro waren stets Schauplätze gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen liberalen Heereseinheiten und Guerrilleros aus den Bergen.
Die Familie zog nach Envigado, dort gründete Hermilda eine Volksschule. Pablo Escobar schloss sich in Envigado einer nihilistischen Jugendbewegung, dem „Nihilismo“ an und begann bereits mit 13 Jahren, kolumbianisches Marihuana zu rauchen. Seine Schule Liceo Lucrecio Jaramillo brach er 1966 aus Protest vorzeitig ab. Escobar trank große Mengen Coca-Cola und aß Fastfood und Pizza, was zu seinem Übergewicht führte.
Zusammen mit seinem Cousin Gustavo Gaviria verbrachte er seine Jugend auf den Straßen und in den Bars des Rotlichtbezirks von Jesús el Nazareno-Bezirk von Medellín. Im „Barrio Antioquia“ von Medellin machte er Bekanntschaften mit lokalen Unterweltgrößen, die für seine weitere Laufbahn wichtig waren. Der Besitz von Feuerwaffen brachte ihm schnell den Respekt der anderen Banden ein, die damals meist nur mit Messern und Macheten bewaffnet waren. Früh schloss er sich einer Marihuana-Schmugglerbande an und beteiligte sich an Raubüberfällen auf der Straße. Ein weiterer Erwerbszweig war der Handel mit geschmuggelten Marlboro-Zigaretten. Nach Aussagen seiner Mutter war er für eine ehrliche Tätigkeit ungeeignet, denn er wollte sich schon früh große Macht aneignen. Bei seinen Taten bewies er großen Mut und vollkommene Furchtlosigkeit.
Mit 20 Jahren begann er Autos zu stehlen und sie zerlegt als Hehlerware zu verkaufen. Kurze Zeit später entführte er mit seiner Bande reiche Bürger und tötete sie oft auch trotz Lösegeldzahlung, um seine Macht zu demonstrieren.
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1971 entführte er den beim Volk sehr unbeliebten Industriellen Echevarría und erdrosselte ihn nach Erhalt des Lösegeldes. Die Entführung machte ihn in Medellin berühmt und brachte ihm den Beinamen „El Doctor“ ein.
Mitte der 1970er Jahre wurde der „Marimba“-Marihuanahandel durch die Modedroge Kokain abgelöst. Pioniere in diesem neuen Boom-Geschäft waren Escobar, die Ochoa-Brüder, Carlos Lehder und José Rodriguez Gacha.
Escobar nutzte die ungeahnten Verdienstmöglichkeiten für seinen gesellschaftlichen Aufstieg. In den 1970er Jahren baute er ein riesiges Drogenimperium auf. Während seiner besten Jahre soll er bis zu 1,5 Millionen US-Dollar am Tag verdient haben. Er war als der Drogenbaron Kolumbiens bekannt.
Escobar zeichnete sich durch Grausamkeit und Skrupellosigkeit aus, die ihn schnell an die Spitze des Medellín-Kartells brachten.
Obwohl Escobar einmal mit 11 Kilogramm Kokain festgenommen wurde, wurde nie ein Prozess wegen Drogenbesitzes oder Drogenhandels gegen ihn eröffnet, da der ihn belastende Polizist unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Durch Morddrohungen wurden auch die Richter eingeschüchtert, die den Mordprozess daher nicht noch einmal aufrollten.
1975 lernte Escobar einen wohlhabenden Piloten mit dem Decknamen „Rubin“ aus Medellín kennen, der fließend Englisch sprach, Miami gut kannte und bereits für die Ochoa-Brüder (Alsonso, Jorge und Fabio) arbeitete. „Rubin“ kaufte in Miami Sportflugzeuge und warb weitere Piloten an. Der erste Kokainschmuggler aus Medellín war Fabio Restrepo, mit dem „Rubin“ 1975 ein bis zwei Lieferungen Kokain (40-60 kg) nach Miami ausflog und einen Gewinn von etwa 40.000 USD erwirtschaftete. Escobar erhielt von Jorge Ochoa die Erlaubnis, unverschnittenes Kokain an Restrepo zu verkaufen. Er ließ Restrepo ermorden und „Rubin“ sowie die Ochoa-Brüder wissen, dass sie fortan für ihn arbeiten.
1976 heiratete Escobar die 15-jährige María Victoria Henao Vellejo. Mit ihr zeugte er die Kinder Juan Pablo und Manuela. Die Ehe wurde nach eigener Aussage als sehr glücklich eingeschätzt, obwohl Escobar seine Frau mit unzähligen jungen Mädchen betrog. Wurde eines der Mädchen schwanger, wurde sie von Escobars Auftragsmördern getötet.
Jhon Jairo Velásquez Vásquez, genannt „Popeye“, war engster Vertrauter und Chefkiller von Escobar, er tötete auf seinen Befehl über 150 Menschen. Insgesamt ließ Escobar 30 Richter sowie 457 Polizisten töten und war in den 1980er Jahren für eine wöchentliche Mordrate von 20 Toten in Medellín verantwortlich.
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1976 ließ das DAS (Departamento Administrativo de Seguridad) seinen Cousin Gustavo Gaviria verhaften, nachdem er in Miami Kokain abtransportiert hatte. Escobar wurde verhaftet und musste in Itagui eine Gefängnisstrafe absitzen, wurde aber durch Bestechung kurz danach wieder freigelassen, die DAS-Beamten, die ihn verhafteten, wurden ermordet. Er etablierte damit das kolumbianische „plata o plomo“. Bedeutung: Silber oder Blei, Prinzip: Für oder gegen Ihn.
Weiterhin schuf er folgendes Geschäftsprinzip: Kokain wurde von unabhängigen Pflanzern gewonnen, Escobar kontrollierte den Transport. Erzeuger zahlten dafür eine Provision von 10 Prozent auf den Großhandelspreis in Miami. Bei Verlust einer Lieferung zahlte Escobar den Lieferanten Ersatz auf Erzeugerkostenpreis. Die Gewinne lagen bei weitem über den Verlusten der abgefangenen Lieferungen. Escobar erkaufte sich Schutz von den Pflanzern über die Verarbeiter bis zu den Distributeuren. Die Transporte wurden hauptsächlich mit Staffeln von Sportflugzeugen (etwa eine Tonne Fracht) durchgeführt aber auch mit ferngesteuerten Mini-U-Booten, welche bis zwei Tonnen Kokain von der Nordküste Kolumbiens bis nach Puerto Rico transportierten. In der Endphase ließ er 10 Tonnen Kokain in einer umgebauten Boeing 727 in die USA exportieren.
Gacha und Lehder arbeiteten in der Anfangsphase teils für Escobar teils gegen ihn. 1975 wurde eine Kokainlieferung von 600 Kilogramm in einem Flugzeug in Cali abgefangen, diese Maßnahme löste die Ermordung von 40 Personen an einem Wochenende aus, da sich die Organisationen gegenseitig vorwarfen, das Geschäft gestört zu haben. Der unermessliche Reichtum durch das Kokaingeschäft führte zu einer neuen Gesellschaftsschicht in Kolumbien, die das durch Villen, Diskotheken etc. zur Schau trug.
Escobars Schwager Mario Henao, ein linksorientierter Intellektueller, verschaffte Escobar die patriotische Rechtfertigung für seinen Drogenhandel, um ein neues, modernes und fortschrittliches Kolumbien aufzubauen. In Medellín gab Escobar die Zeitung Medellín Cívico heraus, die sich mit der Glorifizierung seiner Person befasste. Ihm zu Ehre wurde das Viertel Pablo Escobar für Wohnungslose erbaut. Escobar stellte sich als großzügiger Arbeitgeber in Medellín dar und zahlte dem Personal in den Drogenlabors hohe Gehälter. 1978 wurde Escobar als Abgeordneter in den Stadtrat von Medellín gewählt, die politische Immunität schützte ihn vor weiterer Strafverfolgung. Das Diplomatenvisum wurde für Reisen seiner Familie nach Miami genutzt.
In Miami erwarb die Familie ebenfalls Luxusvillen und eine 8-Millionen-Dollar Ranch bei Plantation/Florida. Die kolumbianischen Narco-Millionäre und Milliardäre setzten die Tradition der Wohlhabenden fort, die ihre Reichtümer damals der Sklavenarbeit, des Tabak- und Chinin-Schmuggels, der Landbeschlagnahmung während der Bürgerkriege, dem Gold- und Smaragdschmuggel verdankten.
1981 stellte Escobar nach der Entführung von Marta Ochoa eine private MAS-Miliz „Muerte a los Secuestradores“ auf. Die Gründung der MAS-Miliz wurde von 223 Drogenhändlern unterzeichnet und durch das Abwerfen von Flugblättern über einem Fußballstadion bekanntgegeben. Der Zusammenschluss der MAS wird auch als Gründungsdatum des Medellín-Kartells gesehen.
1982 ließ sich Escobar als Abgeordneter in den kolumbianischen Kongress wählen. Er war Vertreter der liberalen Partei, befand sich auf dem Gipfel seiner Popularität und wurde „paisa Robin Hood“ genannt (paisa – Bewohner der Provinz Antioquia). Da er aber öffentlich beschuldigt wurde, mit Drogen zu handeln, war er gezwungen, sein Mandat niederzulegen. Aufgrund seiner Finanzmacht und seiner Verbindungen konnte er sich weiterhin großen Einfluss auf Politik und (bestochene) Politiker sichern.
1983 bot Manuel Noriega dem Medellín-Kartell Exil und großzügige Anlagemöglichkeiten für das Drogengeld. Nach Ermordung Laras flohen Escobar, Lehder, Gacha und die Ochoa-Brüder nach Panama.
Aus dieser Zeit stammt sein Zitat: „Lieber ein Grab in Kolumbien als eine Gefängniszelle in den Vereinigten Staaten.“
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Escobar starb, als eine US-Kolumbianische Elite-Einheit ihn bei einer Razzia in Medellín erschoss. An seiner Beerdigung nahmen über 20.000 Mensche n teil.
Quelle